Gesprächssalon re_MARX I: Wer hat die Gewalt über wen und was? Von kapitalistischen Fesseln zu solidarischen Zellen

Gesprächssalon re_MARX I: Wer hat die Gewalt über wen und was? Von kapitalistischen Fesseln zu solidarischen Zellen

Gespräch
Samstag, 29.09.2018, 16:00 - 18:00 Uhr
Galerie Adlergasse im Kultur Forum, Wachsbleichstraße 4a, EG, 01067 Dresden
Es heißt, dass 10 Tage im Februar 1848 die beiden jungen Intellektuellen Friedrich Engels und Karl Marx um Formulierungen rangen. Formulierungen für ein Programm, das die Welt verändern sollte mit dem Titel: "Manifest der Kommunistischen Partei". Vor dem Hintergrund eines sich mit blutiger Gewalt ausbreitenden Kapitalismus sollten sich die Arbeiter*innen in einem revolutionären Akt von ihren Ketten befreien und eine neue Welt gewinnen. Erst nach dem Manifest wird sich Marx mit der Vorgeschichte des Kapitalismus auseinandersetzen. Im 24. Kapitel des "Kapitals" beschreibt er wie "mit Blut und Feuer" die wenngleich ungeplante Entwicklung verlief, hinter der räuberische Interessen standen. Enteignungen der Bauern, Einhegungen von Gemeindeland und "[...] die usurpatorische und mit rücksichtslosem Terrorismus vollzogene Verwandlung von feudalem und Claneigentum in modernes Privateigentum, [...] Sie eroberten das Feld für die kapitalistische Agrikultur, einverleibten den Grund und Boden dem Kapital und schufen der städtischen Industrie die nötige Zufuhr von vogelfreiem Proletariat." (MEW, 23/760f.). Doch war der Arbeitsmarkt nicht groß genug, um alle enteigneten Bauern und Landarbeiter aufzunehmen. So konnten die "Freigesetzten" zum Teil nur betteln und herumlungern, was mit Folter oder gar Hinrichtung bestraft wurde. Doch war das Miteinander von Kapitalismus und Gewalt mit dieser „ursprünglichen Akkumulation“ nicht beendet. Armutsmigration und Massenverelendung begleiten die Dynamik des Kapitalismus bis heute.

Ausgehend von einem historischen Blick auf die Gewaltdynamiken kapitalistischer Expansion werden wir gemeinsam mit der Gewaltsoziologin Prof. Dr. Teresa Koloma Beck uns in die Gegenwart bewegen. Welche Rolle spielen sichtbare und weniger sichtbare Gewaltdynamiken im Kapitalismus der Gegenwart? Was hat sich seit Marx’ Zeiten verändert? Finden sich utopische Momente, wie sie u.a. im Manifest angedacht waren? Wo sind sie? Wie sehen sie aus? Martin Krobath vom Konzeptwerk Neue Ökonomien aus Leipzig wird aktuelle alternative Beispiele vorstellen.

Begleiten lassen wir uns dabei von Marxschen Zitaten.