Abendvortrag mit Dr. Marius Winzeler
Dresden feiert sich gerne als Stadt des Barock. Der Zwinger, August der Starke, die Frauenkirche, das Grüne Gewölbe – keine Frage: barocke Opulenz ist hier zuhause! Bedeutende Kunstschaffende nicht nur im Bereich der Architektur, Bildhauerei und Malerei, sondern gleichfalls der Schatzkunst, des Porzellans und der Festinszenierung aus ganz Europa formten den Mythos dieser Stadt. Schon im 16. Jahrhundert wurde Dresden als Elbflorenz bezeichnet und mit Elbpanorama und den Schätzen der Gemäldegalerie verfestigte sich diese Assoziation bis heute.
Die sächsische Hauptstadt ist aber noch weit mehr als das: Hier trafen sich seit der Renaissance Menschen aus Nord und Süd, die sich mit ihrer künstlerischen Ausdruckskraft und Kreativität gegenseitig inspirierten. Es war mehr als nur der Hauch von Italien, der seit Jahrhunderten Reisende lockte. Die Flusslandschaft, der Hof, ein prachtliebendes Herrscherhaus und eine zumeist der Kunst aufgeschlossene Bürgerschaft boten vielfältige Wirkungsfelder. Paris und Warschau, Venedig, Rom und Kopenhagen, ebenso aber Wien, Prag, Breslau und Berlin waren mit der sächsischen Hauptstadt über lange und kurze Phasen ihrer Geschichte verbunden, was sich bis heute in Kunst und Architektur spiegelt. Schweizer Maler und Zeichner erkundeten die Umgebung und gaben dem Elbsandsteingebirge den Namen Sächsische Schweiz. Die deutsche Romantik nahm von hier aus mit Caspar David Friedrich ihren Ausgangspunkt. Die Kunstakademie machte Dresden zu einem weit ausstrahlenden Kunstzentrum. Hier formierte sich aber auch die expressionistische Künstlergruppe „Die Brücke“ und man sammelte früh französische Impressionisten sowie japanische Farbholzschnitte. Politisch engagierte Revolutionskunst bis hin zu nonkonformistischer Avantgarde in der DDR machten Dresden auch im 20. Jahrhundert zu einem spannenden zeitgenössischen Kunstzentrum. Hier fanden die großen Kunstausstellungen der DDR statt, hierher kehrten nach der Friedlichen Revolution zuvor Ausgereiste und Ausgebürgerte zurück. Und heute sind ihre Werke neben denjenigen von Künstlerinnen und Künstlern weltweit im öffentlichen Raum, in Kirchen und Museen Dresdens ganz selbstverständlich zuhause.
In seinem Vortrag vermittelt Dr. Marius Winzeler mit einem Streifzug von Raffael bis Marlene Dumas und von Lucas Cranach bis Cornelia Schleime ein bunt schillerndes Kaleidoskop der Dresdner Kunstgeschichte.
Dr. Marius Winzeler (*1970), Kunsthistoriker mit schweizerischem Ursprung und sächsischer Verwurzelung, besuchte Dresden erstmals 1986 und ist seither nie mehr ganz weggekommen. Nach Studium in Zürich und Berlin, mit Tätigkeiten in Winterthur, St. Marienstern, Görlitz, Zittau und Prag, darf er seit 2021 die Schätze des Grünen Gewölbes und der Rüstkammer im Dresdner Residenzschloss betreuen.
Bild Dresden: Sven Döring (DML-BY) / Agentur Focus
Referenten:
Dr. Marius Winzeler, Staatliche Kunstsammlungen Dresden