Diskussion: Kein Schlussstrich! – Perspektiven, Paradoxien und Grenzen der Aufarbeitung des NSU-Komplexes

Diskussion: Kein Schlussstrich! – Perspektiven, Paradoxien und Grenzen der Aufarbeitung des NSU-Komplexes

Gastveranstaltung
Donnerstag, 08.03.2018, 19:00 - 21:00 Uhr
Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Nach über 5 Jahren bleibt der sich seinem Ende nähernde NSU-Prozess die versprochene „lückenlose Aufklärung“ hinsichtlich der NSU-Netzwerke und der Verstrickungen des Verfassungsschutzes weitgehend schuldig. Erst recht können die anstehenden Urteile keinen Schlussstrich unter die Aufarbeitung des NSU-Komplex bedeuten, der mehr umfasst als die Taten des NSU und das ‚Behördenversagen‘ bei ihrer Aufklärung. Angesichts der erneuten Zunahme rassistischer Gewalt, neuer militant-neonazistischer Gruppen und fortgesetzter medialer und politischer Problemverdrängung wirft die Veranstaltung daher Fragen nach dem Stand und der Bedeutung der juristischen, politischen, kulturellen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitung im bundesweiten wie im genuin sächsischen Kontext auf.
Impulsvorträge beleuchten die Unterstützungsnetzwerke des NSU, den in den Ermittlungen und Berichterstattungen hervortretenden institutionellen Rassismus oder die Marginalisierung des migrantisch situierten Wissens der Betroffenen ebenso wie die Potenziale, Widersprüche und Grenzen bisheriger Aufarbeitungen des NSU-Komplexes. Angesichts jüngster Entwicklungen rassistischer und neonazistischer Gewalt und der fortgesetzten Probleme, mit denen Betroffene und ihre Unterstützer*innen konfrontiert sind, soll in der offenen Fishbowl-Diskussion auch debattiert werden, wie die weitere Aufarbeitung dazu beitragen könnte, die vielschichtigen Ursachen und Konstellationen rassistischer Gewalt nicht nur zu benennen, sondern zu überwinden.
Die Veranstaltung folgt dem Bundesweiten Aufruf ‚Kein Schlussstrich – NSU-Komplex auflösen!‘ und findet im Kontext der sächsischen Mobilisierung zur Urteilsverkündung in München statt.
Mit Impulsen von:
Hannah Zimmermann (Soziologin, hat die Broschüre „Unter den Teppich gekehrt! Das Unterstützungsnetzwerk des NSU in Sachsen“ für das Kulturbüro Sachsen e.V erarbeitet und ist u.a. bei NSU-Watch Sachsen aktiv)
Lee Hielscher (Kulturanthropologe, hat vielfältig zum NSU-Komplex, institutionellem Rassismus und migrantisch situiertem Wissen publiziert und ist u.a. aktiv bei KritNet ‚Netzwerk Kritische Migrations- und Grenzregimeforschung‘)
Robert Enge (Politikwissenschaftler, arbeitet als Fachberater bei Support - Beratungsstelle für Betroffene rechtsmotivierter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, der RAA Sachsen e.V.)
Tino Heim (Sozialwissenschaftler, hat u.a. zu den gesellschaftlichen und kulturellen Hintergründen von Rassismus, Autoritarismus und Rechtspopulismus publiziert und den Band ‚Pegida als Spiegel und Projektionsfläche‘ herausgegeben)
Jane Viola Felber (Konfliktforscherin, Fachberaterin des Theatertreffens „Unentdeckte Nachbarn“ zur Aufarbeitung der NSU-Verbrechen in Sachsen und aktuell Projektleiterin für das Programm "nun - neue unentdeckte narrative" zum Thema Rechtspopulismus in Europa)