Auch Martina Wolf ist der sowjetrussischen Vergangenheit auf der Spur. Dabei arbeitet sie mit bewegten Bildern fast ohne Bewegung. Ihre langen Einstellungen wirken wie Gemälde, von Zufall und Kamerastandort komponiert. Gibt es dramatische Momente, so sind diese gefunden – wie etwa das Farbspiel auf der marmornen Leninbüste im Leningrader Bahnhof in Moskau. Anders als in anderen postkommunistischen Ländern hält sich in Russland die Sehnsucht nach Sowjetzeiten stärker – Denkmäler wurden nicht flächendeckend abgebaut, der Stolz auf die Oktoberrevolution und den Sieg des Großen Vaterländischen Krieges eint nicht nur die Kriegsveteranen. Seit einigen Jahren wird der Tag des Sieges am 9. Mai wieder auf dem Roten Platz zelebriert und die Stadt Moskau zeigt sich im vollen Fahnenschmuck. Eine solche Situation fängt Martina Wolf mit dem Video „Tag des Sieges“ ein und führt sie kommentarlos vor. Eine große Werbetafel allerdings funktioniert als Schnittstelle zum kapitalistischen Alltag, als Projektionsfläche realer Sehnsüchte, die von der postkommunistischen Romantik nur zum Teil anästhesiert werden.
Mit der Ausstellung KUDA/WOHIN-Gegenwart Russland beweist die Motorenhalle einmal mehr ihren Schwerpunkt für osteuropäische Themen – diesmal aus der Perspektive von außen.
Ine Lamers (*1956) lebt und arbeitet in Rotterdam. Parallel zu ihren Videoarbeiten enstehen auch photografische Projekte. 2009 wurde ihr Film „Ustala“ in der Reihe Call Sheet im Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam gezeigt. Ine Lamers wird in einem Gastseminar an der HfBK Dresden ihre Arbeit erläutern und dabei sowohl auf technische Fragen des Medium wie auch auf ihre Recherchen in Russland eingehen. Im Juli 2010 unterrichtet sie gemeinsam mit ihrem Partner Rob de Vree einen Videokurs an der 13. Internationalen Sommerakademie Dresden.
Martina Wolf (*1967 in Wurzen) lebt und arbeitet in Dresden/Frankfurt. Sie studierte in Dresden, Rostock und London und war Meisterschülerin bei Lutz Dammbeck. Anfang 2010 hatte sie eine vielbeachtete Einzelausstellung in der Galerie Baer/Dresden.
In Zusammenarbeit mit der Reihe Videoabend, Kooperationspartner: Hochschule für Bildende Künste Dresden & Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden