Stipendienprogramm
Besetzung Belegung, Bespielung - Bemächtigung und Besitzung von Utopien
Im Herbst 2019 werden die Wochen und Monate 30 Jahre zurückliegen, in denen sich der Zerfall des Systems der DDR und anderer Staaten des damaligen Ostblocks zuerst auf dramatischste Weise beschleunigte und schließlich in einen grundlegenden Umbau der Gesellschaftsform in ein anderes, letztlich in das kapitalistische System, mündete.
Für die Menschen in diesen Ländern gab es vor allem zu Beginn dieses Prozesses konkrete und fassbare Ziele und Ideen ebenso, wie es Vorstellungen, Hoffnungen, Träume, Utopien gab. Um letztere geht es uns. Welche Utopien gab es dort, aber auch für viele, die aus anderen Regionen der Welt diese Umbrüche verfolgten? Was ist aus diesen Vorstellungen geworden?
Wie blicken heutige Künstler*innen auf die Utopien von 1989/90, auf jenes Jahr des Auf- und Umbruchs, wie gehen heutige Künstler*innen mit einer Zeit großer Möglichkeiten, Fantasien und Illusionen um?
Was geschah mit den Utopien, die in jener Zeit formuliert worden waren? Mit den gesellschaftlichen, mit den privaten? Verschwanden sie aus dem Blick, aus dem Gedächtnis? Waren oder sind sie nur verschüttet? Haben sich einige vielleicht ins Gegenteil gewandelt? Mussten sie vielleicht über Bord gehen, um die Eingliederung in den real existierenden Kapitalismus nicht zu stören? Oder war genau jener Prozess der Kapitalisierung die Erfüllung und damit Auflösung der am weitesten verbreiteten Utopie jener Monate?
Überhaupt: Was gehen diese uns heute (noch) an – oder auch nicht? Und welche Utopien wurden damals aus heutiger Sicht nicht formuliert, fehlten im Diskurs?
Zur Entwicklung von Werken für die Ausstellung bzw. das Projekt vergibt riesa efau im Herbst 2019 Stipendien in Höhe von je 1.000 €. Einzige Bedingung ist die Entwicklung einer realisierbaren Arbeit im thematischen Kontext.
In der Zeit zwischen Stipendienvergabe und Beginn der Ausstellung ist es möglich, für bis zu vier Wochen in Dresden in einer von riesa efau gestellten Unterkunft zu wohnen und die Räume und Werkstätten von riesa efau zur Arbeit zu nutzen. Die Stipendiat*innen werden zur Eröffnung am 7. November 2019 sowie zum Künstler*innensymposium am 8. November nach Dresden eingeladen. Reisekosten bis zu 300 € und Übernachtung für den Aufenthalt in Dresden werden nach den Vorgaben des Sächsischen Reisekostengesetzes von riesa efau übernommen.
Die Auszahlung erfolgt in zwei Tranchen, 600 € bei Stipendienvergabe, 400 € bei Übergabe des Werks für die Ausstellung. Für die Realisierung der Arbeit wird ein Budget von bis zu 500 € für Materialien oder andere Kosten in Abhängigkeit von dem bei der Bewerbung angegebenen Kostenrahmen bereitgestellt. Eventuell für die Präsentation notwendige Geräte, wie Player, Monitore Beamer müssen angegeben werden, sind aber nicht Teil des Materialbudgets, sondern werden von riesa efau bereitgestellt.
Wir freuen uns über Bewerbungen per mail an frank.eckhardtriesa-efau.de bis zum 15. September 2019. Diese soll mindestens eine künstlerische Vita und ein Konzept der geplanten Arbeit inklusive einer Kostenschätzung für die Realisierung in Deutsch oder Englisch enthalten.
Die Entscheidung über die Stipendien trifft der Beirat der Motorenhalle unmittelbar nach dem Ende der Bewerbungsfrist.
Die Bewerber*innen werden per mail über das Ergebnis informiert.
Bilder: Matthias Leupold, Im Kino. Teil III, 1983 (links); Johan Schäfer, Aus Liebe für den Frieden, 2017 (rechts)
Occupation, Occupancy, Orchestrating
Overpowering and Ownership of Utopias
scholarship programme for Autumn 2019
riesa efau. Kultur Forum Dresden
In the autumn of 2019, the weeks and months 30 years will lie behind, in which the disintegration of the system of the GDR and other states of the former Eastern Bloc first accelerated dramatically and finally led to a fundamental transformation of the form of society into another, ultimately into the capitalist system.
For the people in these countries, especially at the beginning of this process, there were concrete and tangible goals and ideas just as there were ideas, hopes, dreams, utopias. We are concerned about the latter. What utopias were there, but also for many who followed these upheavals from other regions of the world? What has become of these ideas?
How do contemporary artists look at the utopias of 1989/90, at that time of upheaval, how do contemporary artists deal with a time of great possibilities, fantasies and illusions?
What happened to the utopias formulated during this period? With the social, with the private? Did they disappear from view, from memory? Were they or are they only buried? Have some perhaps changed into the opposite? Did they perhaps have to go overboard in order not to disturb the integration into the real existing capitalism? Or was precisely this process of capitalization the fulfillment and thus dissolution of the most widespread utopia of those months?
What do these (still) concern us today - or not? And which utopias were not formulated at that time from today's point of view, were missing in the discourse?
To develop works for the exhibition project, riesa efau will be awarding scholarships of €1,000 each in autumn 2019. The only condition is the development of a feasible work in the thematic context.
In the time between the awarding of the scholarship and the start of the exhibition, it is possible to live for up to four weeks in Dresden in accommodation provided by riesa efau and to use the rooms and workshops of riesa efau for work. The scholarship holders will be invited to Dresden for the opening on 7 November 2019 and the artists symposium on 8 November. Travel costs of up to 300 € and overnight accommodation for the stay in Dresden will be covered by riesa efau according to the Saxon Travel Expenses Act.
Payment will be made in two tranches, €600 at start of the scholarship and €400 at the handover of the artwork for the exhibition. A budget of up to 500 € for materials or other costs depending on the budget specified in the application will be made available for the realisation of the work. Any equipment necessary for the presentation, such as players, monitors, projectors must be specified, but is not part of the material budget. This will be provided by riesa efau.
We look forward to receiving applications by e-mail to frank.eckhardtriesa-efau.de until 15 September 2019. These should include at least an artistic CV and a concept for the planned work, including a cost estimate for the realisation in German or English.
The decision about the scholarships will be made by the advisory board of the Motorenhalle immediately after the closing date for applications.
Applicants will be informed of the results by e-mail.
Images: Matthias Leupold, Im Kino. Teil III, 1983 (left); Johan Schäfer, Aus Liebe für den Frieden, 2017 (right)