linkes Bild: Denkmal des Partisanen Cede Filipovski Dame in Gostivar, Makedonien. Quelle: Open Source; rechtes Bild: Denkmal des UÇK-Kämpfers Ismet Jashari in Prizren, Kosovo. Quelle: Tobias Strahl

Kriegskultur – Kultur des Krieges. Identitäten auf der Balkanhalbinsel | Tobias Strahl (Kunsthistoriker)

Vortrag, Gespräch
Mittwoch, 29.10.2014, 20:00 - 22:00 Uhr
Motorenhalle, Wachsbleichstraße 4a, 01067 Dresden
Bereits vor dem Tod des langjährigen Präsidenten Josip Broz Tito im Jahr 1980 und vor dem Zusammenbruch der sozialistischen Föderation in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wirkt der Nationalismus-Diskurs in den jugoslawischen Teilstaaten identitätsstiftend. Entgegen der von Titos Kommunisten verordneten Doktrin der Einheit und Brüderlichkeit (Bratstvo i jedinstvo) überlebte dieser in seinen traditionellen Hochburgen, den verschiedenen Kirchen und nationalen Akademien auf der Balkanhalbinsel. Insbesondere die jugoslawischen Intellektuellen haben einiges zur gesellschaftlichen Akzeptanz nationalistischer Ideologien beigetragen. Damit stehen sie ganz in der Tradition europäischer Intellektueller während der Formierung des modernen Nationalismus-Diskurses im achtzehnten und seiner Transformation im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Die oberflächlich postulierte Antithese in Begriffspaaren wie Kultur und Krieg sowie Konstruktion und Destruktion wird vor diesem Hintergrund brüchig. Im Vortrag mit anschließender Diskussion soll der historische Nationalismus-Diskurs auf der Balkanhalbinsel und dessen Entstehung im Kontext des europäischen Nationalismus-Diskurses erörtert werden. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei kulturellen und religiösen Objekten, etwa Kirchen, Moscheen, Bildern und Denkmalen. Vortrag und Diskussion reflektieren den Zusammenhang von (gewaltsamen) Konflikten und kultureller Identität sowie die Funktion kultureller Argumente zur Rechtfertigung nationalistischer Politik.

Der Vortrag findet im Rahmen der Ausstellung "Anmerkungen zum Beginn des kurzen 20. Jahrhunderts. Gegenwartskunst zum I. Weltkrieg" in der Motorenhalle Dresden statt